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Putzen, Wäsche waschen, für die Familie kochen, Ausflüge planen… das alles sind Aufgaben der Care-Arbeit, die Mütter und Väter in ihrer Freizeit, neben dem Beruf, ableisten. Studien zufolge werden 80 Prozent dieser Tätigkeiten von Müttern ausgeführt und machen damit rund vier Stunden und 13 Minuten täglich aus, bei Vätern sind es ungefähr zwei Stunden und 46 Minuten pro Tag. Diese Zahlen zeigen, dass Eltern neben ihrer Arbeit noch enorm viel Zeit in die Kinder und die damit verbundene Hausarbeit stecken.

Schon seit einigen Zeiten, vor allem durch das coronabedingte Homeschooling und Homeoffice, hört man häufiger einen Aufschrei nach der Vergütung dieser Tätigkeiten. Es ist nicht immer ein Zuckerschlecken, sich um Kind und Kegel zusätzlich zur Arbeit kümmern zu müssen. Einige Mütter müssen hierdurch mit der Arbeitszeit nach unten gehen, was bedeutet, dass auf der anderen Seite weniger Gehalt zur Verfügung steht, verbunden mit einer zukünftig geringeren Rente. Doch hierfür Modelle zu entwickeln oder eine Vergütung zu erstellen ist schwer, denn in jeder Familie sieht die ausgeführte Care-Arbeit anders aus.

Die Hilfsorganisation Oxfam berechnete, dass Frauen pro Jahr umgerechnet ca. elf Billionen Dollar mit der geleisteten Care-Arbeit verdienen würden. Bis heute gibt es jedoch noch keine konkreten Rechenmodelle, welche Abhilfe bei dieser Problematik schaffen könnten. Natürlich liegen Pläne wie das Hausfrauengehalt, die 20-Stunden-Woche oder das bedingungslose Grundeinkommen auf dem Schreibtisch vieler Parteien, doch zu einem geeigneten Modell, auf Grundlage von Rechnungen oder ähnlichem ist man bis heute nicht gekommen.

Was es jedoch gibt sind Kindergeld, BAföG für Schüler/innen oder Studierende, Kinderzuschlag für Familien mit geringem Einkommen, Steuerentlastungen, damit mehr Netto vom Brutto bleibt sowie Elterngeld direkt nach der Geburt. Dies sind staatliche Leistungen, welche der Unterstützung von Familien dienen, jedoch nicht mit einer Vergütung der Care-Arbeit gleichzusetzen sind. Der Equal-Care-Day, der immer am 29.02. jeden Schaltjahres oder sonst am 01.03. stattfindet ist ein Aktionstag, welcher genau auf dieses gesellschaftliche Problem der “unsichtbaren Arbeit” im Bereich Familie aufmerksam macht. Das Datum des 29.02. ist dabei gezielt gewählt, da auch dies ein Tag ist, welcher oft übergangen oder als unsichtbar wahrgenommen wird. Die Initiative fordert deshalb die Einführung einer finanziell abgesicherten Familienarbeitszeit und eine sichere Grundrente für all die Frauen, welche 80 Prozent der Care-Arbeit schultern. Corona hat diese Dysbalance von Arbeit und Familie für die Eltern noch verschärft. Mütter und Väter leisteten die doppelte Arbeit, bei teilweise 60 Prozent des Nettogehaltes.

Neben ihrem Job spielten sie Seelenklempner für die einsamen Kinder, Nachhilfelehrer in Mathe, Deutsch und Englisch sowie den Sternekoch für die ganze Familie. Ein Entlastungspaket für Familien mit mittlerem und niedrigem Einkommen wurde zwar Anfang 2022 geschaffen, in dem einmalig 100 Euro Kindergeld gezahlt werden, jedoch bleibt die Care-Arbeit unberücksichtigt. Doch vielleicht können wir darauf hoffen, dass dieser erste Vorstoß der Politik zu weiteren entlastenden Maßnahmen für Familien führt. Hierbei bedarf es nicht nur finanzieller Unterstützung, sondern auch familiengerechten Angeboten in Bildung, Betreuung und Freizeit.

Marie Albuschat

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