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Die Vorlesegeschichte aus FAMILIEN H(erz) jetzt exklusiv auch als Hörbuch

Wer Weihnachten mit seinen Kindern verbringt, fühlt sich schnell wieder in die eigenen Kindheitstage versetzt, denn als Kind ist die Magie von Weihnachten ungebrochen.
Was zu Weihnachten auf keinen Fall fehlen darf, sind nicht nur die vielen duftenden Leckereien und aufleuchtend hellen Dekorationen, sondern auch die Weihnachtsgeschichten. Sie tauchen uns in eine Welt der Fantasie, in der alles möglich scheint.

Die Vorlesegeschichte von Janine Bayer im FAMILIEN H(erz) – das Magazin für junge Familien im Erzgebirge – ein Produkt der ERZ.art GmbH|medien GRUPPE Chemnitz ∙ Erzgebirge – lässt uns für einen kurzen Moment den Alltag vergessen.
Hier erweckt das Räuchermännchen des kleinen Anton zum Leben und was er zu erzählen hat, kann jetzt auch exklusiv auf Familien H(erz) als Hörbuch – vorgelesen von Dirk Gottschalk – angehört werden.

Anton und das sprechende Räuchermännchen

von Janine Bayer (eingesprochen von Dirk Gottschalk)

Anton und das sprechende Räuchermännchen

Anton ist ein ruhiger Junge und wohnt mit seinen Eltern in einem großen alten Haus in Schwarzenberg. Vor dem Schlafengehen liebt er es, allein in seinem Zimmer
Geschichten über verschiedenste Tiere zu lesen. Es muss dabei immer mucksmäuschenstill sein.
Doch eines Abends im November war alles anders:
Anton war aufgeregt und konnte trotz Stille im Kinderzimmer nicht einschlafen. In seinem Bett drehte er sich hin und her. Grund dafür war ein verstaubter Räuchermann, den Anton tagsüber in einer Kiste auf dem Dachboden gefunden hatte.

Wie im Erzgebirge so üblich, stellt auch Anton jedes Jahr in der Adventszeit alte Weihnachtsfiguren und Schwibbögen auf. Diesmal konnte er es aber kaum erwarten, denn der uralte Räuchermann sollte einen ganz bestimmten Platz in seinem Zimmer bekommen.
An dem geliebten Dachbodenfund nagte bereits der Zahn der Zeit. So blätterte ihm hier und da
der grüne Lack ab und der dunkel verfärbte Bart war schon verfilzt. Doch das störte Anton nicht, für ihn war es ein ganz besonderer Schatz. Er war sich sogar sicher, dass die trüben Augen des in die Jahre gekommenen Räuchermannes manchmal funkelten – ja sogar glitzerten.

„Ach, wenn doch schon Weihnachten wäre, dann könnte ich dich aus der Kiste befreien und am schönsten Platz im ganzen Haus aufstellen“, murmelte Anton, als er gegen das Einschlafen
ankämpfte.

Draußen pfiff währenddessen ein eisiger Wind und die Luft roch nach Schnee. Der Winter kündigte sich an. Mitten in der Nacht rief es plötzlich „Hallo Anton“ und ein Lichtschein erhellte den gesamten Raum. „Wer ist da?“, entgegnete Anton etwas ängstlich, als er unter sein Bett sah.
Eine kleine Figur im grünen Mantel trappelte auf hölzernen Füßen hervor. Einen kurzen Moment konnte Anton nicht glauben, was er da sah, doch dann überkam ihn große Freude.

„Räuchermännchen, du lebst und kannst sprechen?“, sprudelte es ungläubig aus ihm heraus. „Natürlich kann ich das. Ich lebe schon sehr lange“, antwortete der verstaubte Räuchermann und zog an seiner Pfeife. „Aber was macht ein Räuchermännchen denn die ganze Zeit, wenn nicht gerade Weihnachten ist?“, fragte Anton neugierig und in einem ruhigen Tonfall.

Es stellte sich heraus, dass Gunther, so hieß der neue Freund, schon fast 200 Jahre alt war und viel erlebt hat. Immer im Sommer, wenn die Menschen nicht mehr an ihn dachten, bergab er sich heimlich auf große Reise. Er mochte lange Waldspaziergänge im Erzgebirge, Kreuzfahrten auf dem Nil und Bergsteigen in den Rocky Mountains. Überall auf der Welt ist er schon gewesen. Durch die vielen Abenteuer sah er allerdings nicht mehr so festlich und strahlend aus, wie alle anderen Weihnachtsfiguren auf dem Dachboden. So wollte ihn irgendwann niemand mehr aufstellen und er wurde vergessen. Gunther erzählte die ganze Nacht lang lustige Geschichten über vergangene Weihnachtsfeste, bis der frostige Morgen am Himmel graute.

Am nächsten Tag wachte Anton auf und von der kleinen Holzfigur war nichts mehr zu sehen. „Gunther?“, rief er und rieb sich den Sand aus den Augen. Traurig stellte er fest, dass er wohl nur geträumt haben musste, denn der Räuchermann befand sich immer noch leblos in der
alten Kiste auf dem Dachboden.

Nach diesem besonderen Erlebnis vergingen die letzten Tage bis zum ersten Advent wie im Flug.  Schwibbögen, Engel, Bergmann und die vielen alten Weihnachtssachen wurden jetzt aufgestellt. Auch der verstaubte Gunther fand seinen Platz. Manchmal zwinkerte er sogar und Anton wusste, dass es in jener Nacht kein Traum gewesen ist.