FAMILIEN H(erz) durfte mit Geochacher Anne Hembd über ihr Hobby sprechen. Denn Geocaching ist wirklich für jeden geeignet, der gern an der frischen Luft und in der Natur zugange ist und selbst für junge Familien mit kleinen Kindern ist es ein einzigartiges Erlebnis.
FAMILIEN H(erz): “Was bedeutet der Begriff Geocaching überhaupt und woher kommt er?“
Anne: “So genau kann ich das auch nicht erläutern, da ich mich weniger mit den Begriffen dahinter auseinandersetze, aber zur Entstehungsgeschichte kann ich etwas beitragen. Geocaching im Allgemeinen entstand im Jahre 2000, weil hier erstmals die Satelliten für die allgemeine Bevölkerung freigegeben wurden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Satelliten nur für den Staat, die Polizei oder das Militär zugänglich. In den USA wurde dann die erste “Dose” gelegt, die man auch als Anschlussdose bezeichnen kann. ”
FAMILIEN H(erz): “Du betreibst Geocaching ja nur als Hobby. Gibt es hierbei trotzdem bestimmte Aufgabenbereiche, um die man sich innerhalb der Community kümmern muss oder ist dem nicht so?”
Anne: “Nein, eigentlich gibt es keine bestimmten Aufgaben, die man übernehmen muss. Bei uns lautet das Motto immer: “Alles kann, nichts muss”. Es gibt zwar auch jedes Jahr mehrere große Events, bei denen Privatleute dann einiges organisieren müssen, aber das ist an sich jedem selber überlassen und man muss nichts übernehmen oder organisieren, wenn man nicht möchte. Es gibt beispielsweise nach Himmelfahrt ein Treffen im Vogtland, bei dem ca. 1000 Geocacher aus ganz Deutschland erwartet werden. Aber es gibt auch kleinere, logistisch einfacher planbare Treffen, bei denen ca. 40 bis 50 Leute teilnehmen. Für diese Veranstaltung bedarf es natürlich einer Vorbereitung und Planung, die aber von Privatleuten übernommen wird. ”
FAMILIEN H(erz): “Eine nächste Frage, die FAMILIEN H(erz) sehr interessiert: Wie bist du überhaupt zu diesem Hobby gekommen?”
Anne: “Durch einen Arbeitskollegen, der Geocaching schon seit vielen Jahren betreibt. Daraufhin hat man sich dann immer in den Pausen oder nach der Arbeit über das Geocachen unterhalten, bis es dann diesen einen Moment gab, in dem es Klick gemacht hat. Anschließend ist man dann ein oder zweimal zusammen Geocachen gewesen und hat sehr schnell Freude entwickelt. Irgendwann gab es dann kein Zurück mehr und das Interesse wurde immer größer.”
FAMILIEN H(erz): “Was sind deine bisher schönsten Erlebnisse gewesen”?
Anne: “Das ist eine schwere Frage, da immer schöne Erlebnisse auf mich warten. Man ist so weit weg von der Zivilisation und dem Alltag, was einem unglaublich viel Ruhe und Kraft spendet. Oftmals begegne ich Rehen und Hasen auf den Wegen, was es immer wieder aufs Neue zu einzigartigen Ausflügen macht. Durch das Geocachen entdecke ich häufig neue unglaublich schöne Orte in der eigenen Heimat und nahen Umgebung, von denen ich jahrelang nichts wusste, obwohl sie direkt vor der Nase liegen. Für mich persönlich sind die Lost Places am allerschönsten, da sie etwas Geheimnisvolles mit sich tragen. Diese Plätze ziehen mich auch irgendwie magisch an, aber rechtlich gesehen ist das Betreten von Lost Places eine Grauzone. Man muss wirklich sehr aufpassen, darf nichts zerstören – egal ob ausversehen oder mutwillig. Viele Gebäude sind auch einsturzgefährdet, weshalb hier besondere Vorsicht geboten ist. Für Personen mit kleinen Kindern sind solche Routen und Caches nicht geeignet und sollten auch nicht durchgeführt werden”.
FAMILIEN H(erz): “Okay, das ist wirklich ein wichtiger Punkt, den wir unbedingt beachten sollten und wenn man sich hierbei unwohl fühlt, sollte man es einfach lassen. Wo wir gerade bei dem Thema sind, dass einige Orte vermieden werden sollten… Gibt es Tipps für Anfänger, die wir hier mit auf den Weg geben können? ”
Anne: “Ja, genau. Also der beste Tipp ist, dass man einfach los suchen sollte. Wichtig ist es, sich keine großen Gedanken zu machen, nicht zu viel zu planen, sondern einfach loszulegen und gut. Das ist ja gerade der Kontrast zum Alltag, dass man den Dingen freien Lauf lässt. Es geht um das Abenteuer und das Erlebnis und nicht um eine perfekte Routenplanung, bei der nichts schief gehen darf. Außerdem ist es wichtig auf die D- und T-Wertung innerhalb der App zu achten, damit nicht am Anfang direkt so schwere Routen gegangen werden und man am Ende vor Problemen steht. Die T-Wertung stellt die Geländewertung auf einer Skala von 1-5 dar, wobei bei Skala 5 beispielsweise eine Kletterausrüstung benötigt wird. Das ist natürlich gerade für Anfänger wichtig zu wissen. Die D-Wertung steht für die Schwierigkeit der Route und sollte zum Beispiel mit kleinen Kindern im Gepäck auch beachtet werden. Der wichtigste Ausgangspunkt ist jedoch, dass man sich vor Beginn der ersten Route die Geocaching App oder C: Geo (nur für Android) herunterlädt, damit man möglichst schöne Routen finden und Fragen mit der Community abklären kann. Um Zugang zu diesen Apps zu bekommen, muss sich jeder auf der Internetseite Geocaching.com registrieren, um die Anmeldedaten für die jeweilige App zu erhalten. ”
FAMILIEN H(erz): “Perfekt, das ist eine gute Überleitung zu unserer nächsten Frage, denn es würde uns interessieren, welches Equipment man jetzt abgesehen von der App oder einer eventuellen Kletterausrüstung noch benötigt?”
Anne: “Genau das ist ja das Schöne beim Geocachen, dass außer einem Stift, der App (somit dem Handy) und eventuell der Kletterausrüstung nichts weiter benötigt wird. Ganz wichtig ist aber wirklich der Stift, denn wenn dann das Ziel erreicht wurde, geht es ja darum, sich in das vorhandene Logbuch einzutragen. In seltenen Fällen ist ein Stift in den Boxen enthalten, doch darauf kann man sich nicht verlassen. An dem Cache selber finden sich dann meist Tupperdosen, in denen das Logbuch vor Witterung geschützt ist. Kreative Besitzer des Caches füllen dann auch oft noch Ü-Ei-Figuren in die Dosen oder basteln etwas. Wichtig hierbei ist jedoch, dass alles an Ort und Stelle bleibt, damit auch alle späteren Besucher des Caches noch Freude an den Überraschungen haben.”
FAMILIEN H(erz): “Ohja, gerade mit kleinen Kindern sollte dies bestimmt nochmal im Vorfeld besprochen werden, nicht, dass dann ausversehen etwas abhandenkommt. Ab welchem Alter wird Geocaching denn überhaupt empfohlen?”
Anne: “Also ich würde Geocaching ab 4-5 Jahren empfehlen, denn selbst für die Kleinen stellt es ein großes Erlebnis und Abenteuer dar. Vielleicht sollte man mit kleinen Kindern jedoch kürzere Strecken wählen, die überschaubar sind.”
FAMILIEN H(erz): “Eine Frage, die uns sehr interessiert, weil wir uns nicht vorstellen können, wie das Ganze abläuft. Ist es so, dass jede Person einen Cache anlegen darf und wenn ja, wo darf man verstecken bzw. wird das dann nochmal überprüft? Wie wird das Ganze dann online gestellt?”
Anne: “Ja, es ist tatsächlich so, dass jeder einen Cache anlegen darf, wenn man einen, wie zuvor besprochenen, Geocache-Account besitzt. Daraufhin sucht sich derjenige ein geeignetes Versteck, das jedoch nicht auf Privatgrund versteckt werden darf. Die Verstecke sollten passend gewählt werden und nicht offensichtlich rumliegen, da sonst Wanderer oder Spaziergänger den Cache finden und vielleicht entfernen oder verrücken. Nachdem dann ein passendes Versteck gefunden wurde, ermittelt man die Koordinaten, schätzt die D- und T-Wertung ein und daraufhin findet das “Listing” statt, bei dem all diese Daten und die genaue Beschreibung des Caches aufgeführt werden. Nachdem das alles stattgefunden hat, wird dieses Listing an die sogenannten “Reviewer” weitergeleitet und diese prüfen, ob der Cache in Ordnung ist und freigegeben werden darf. In Sachsen gibt es nur zwei Reviewer, die ihr Amt hobbymäßig führen, aber trotz dessen dauert es meist nur zwei bis drei Tage, bis der eigene Cache freigegeben wird.
FAMILIEN H(erz): “Was sind deine persönlichen Lieblingcaches in der nahen Umgebung, falls du dies preisgeben möchtest?”
Anne: “Also es gibt jetzt nicht DIESE eine Route, die ich am meisten liebe. Aber im Allgemeinen bin ich am liebsten bei den Caches im Wald, da ich hier die meiste Ruhe erfahre oder eben bei den Lost Places, aufgrund der ganz eigenen Faszination.”
FAMILIEN H(erz): “Ja, das macht Sinn. Schließlich ist ja jeder Cache auf seine eigene Weise besonders. Wo sind die Caches am häufigsten versteckt?”
Anne: “Es gibt unglaublich viele verschiedene Verstecke. In der Stadt beispielsweise werden total gerne Straßenschilder, Fallrohre oder Leitplanken genutzt. Im Wald hingegen sind es Baumwurzeln, Bäume oder Steine. Wichtig ist, dass nichts vergraben werden darf, also die Verstecke müssen ersichtlich sein und offen liegen. Aber es gibt wirklich unglaublich vielfältige Aufbewahrungsorte. Das geht von Filmdosen, über riesige Installationen, Schilder, bis hin zu betonierten Waldböden, also viele lassen sich da richtig was einfallen.”
FAMILIEN H(erz): “Okay, das ist wirklich erstaunlich. Davon haben wir noch nichts gehört. Welche Merkmale oder Unterschiede bzw. Klassifikationen gibt es bei den Caches?”
Anne: “Das ist tatsächlich eine gute Frage, da es wirklich verschiedene Arten gibt. Da ist zum einen der Traditional Cache, bei dem man einfach nach den Koordinaten geht und am Ende zum Ziel kommt. Dann gibt es den Mystery Cache, der daraus besteht, dass innerhalb der App Rätsel gestellt werden und erst, wenn diese Rätsel erfolgreich gelöst wurden, erhält der Cacher die Koordinaten. Eine weitere Art ist das Nachtcachen, das erklärt sich eigentlich von selbst. Hierbei sind die Geocacher nachts auf der Suche nach dem Cache, dies wird aber vorher meist angemeldet. Und dann gibt es noch die so genannten Multis, die ähnlich wie eine Schnitzeljagd funktionieren. Hierbei laufen die Geocacher von Station zu Station und an jeder Station erhalten die Suchenden einen Hinweis, der sie immer näher ans Ziel bringt. Ebenfalls gibt es noch die Powertrails, bei denen die sportlichen Aktivitäten im Vordergrund stehen. Hier gibt es ca. 50 Caches, die an einem Tag gefunden werden können, dabei geht es natürlich darum, straff zu laufen oder zu joggen etc.”
FAMILIEN H(erz): “Gibt es etwas von deiner Seite, was du unseren Lesern mitteilen möchtest, zum Beispiel unschöne Begegnungen im Wald oder etwas, was dir spontan noch einfällt?”
Anne: “Ja, also unschöne Begegnungen hatten wir tatsächlich schon zweimal. Es handelte sich hierbei um angemeldete Nachtcaches. Einer davon war sogar auf dem Privatgrund einer Cacherin, die selbst am Nachtcachen teilgenommen hat und plötzlich stand ein Jäger vor uns. Bei solchen Begegnungen wird einem etwas Angst. Eigentlich darf so etwas jedoch nicht passieren, da die Nachtcaches bei den Reviewern angemeldet und an die zuständigen Behörden weitergegeben werden. Noch etwas, was ich nochmal erwähnen möchte, dass gerade Anfänger die Möglichkeit der Kommunikation über unsere App nutzen sollten, da es am Anfang hilfreich sein kann, sich mit anderen kurz zu schließen. Außerdem ist es auch so, dass neue Routen, die erst vor Kurzem erstellt wurden anfangs häufiger frequentiert sind und Caches, die schon seit Jahren existieren, kaum Besucher haben. Noch ein weiterer Punkt, auf den ich aufmerksam machen möchte ist, dass Geocachen nicht vergleichbar mit z.B. Google Maps oder ähnlichem ist, heißt also, es gibt keine Route über die wir geleitet werden, sondern man sieht lediglich wo sich der Punkt befindet, wie die Cacher am Ende dort hingelangen ist ihre Sache.”
FAMILIEN H(erz): “Wie sieht es da mit dem Empfang im Wald aus? Die Cacher sind ja permanent auf das Handy und die Koordinaten angewiesen.”
Anne: “Ja, also meistens ist wirklich guter Empfang im Wald, es gibt Ausnahmen, in denen das Netz wirklich komplett weg bleibt, woraufhin Improvisation ein gutes Stichwort ist. Für einige Strecken gibt es jedoch auch Offline-Karten, die im Vorfeld heruntergeladen werden können. ”
FAMILIEN H(erz) bedankt sich ganz herzlich bei Anne für diese detaillierte Auskunft und den Einblick in dein Hobby.