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Sie kritisieren, mobben und verfallen in einen regelrechten Mütter-Krieg, oder wie es heutzutage genannt wird: „Mom Shaming“. FAMILIEN H(erz) klärt über das sonderbare Phänomen der Neuzeit auf und gibt Tipps, wie sich Mütter dagegen wehren können.

Unter dem Hashtag „Mom Shaming“ werden Mütter wahlweise zu Furien. Sie werfen sich gegenseitig Vorwürfe an den Kopf. Es fallen etwa Sätze, wie „Solang lässt du dein Kind abends auf?“ oder „Dein Kind kann in dem Alter noch nicht laufen?“. #Mom-shaming ist somit nichts anderes als das ständige Kritisieren gegenüber anderen Muttis. Inzwischen passiert das aber nicht nur auf dem Spielplatz, auch in den sozialen Netzwerken sind immer mehr Eltern den Hämen anderer Eltern ausgesetzt.

Laut Familientherapeutin Katharina Pommer ist „Mom Shaming“ nie gerechtfertigt. Nichts rechtfertige einen Mobb gegen andere Mütter. Dagegen seien Fragen, wie „Brauchen Sie Hilfe?“ legitim, sofern sie ernst gemeint sind.

Gründe für diese Mütter-Kriege sind etwa die zu hohen gesellschaftlichen Erwartungen an die Frauen. Die Mutter soll das nicht, die Mutter darf dies nicht, und Gnade ihr Gott, wenn sie dieses oder jenes tut.

Wenn es nach heutigen Ansichten geht: Eine Frau muss schlank sein – am besten die Modelmaße 90 – 60- 90 besitzen, sie muss unabhängig sein aber gleichzeitig verheiratet, Kinder wollen – und das im richtigen Alter, 18 ist zu früh – 40 zu alt, dazu muss sie die Kinder mit dem perfekten Mann bekommen, mit dem sie bis zum Lebensende zusammenlebt. Hat sie die Kinder mit dem perfekten Mann, muss sie gleichzeitig aber auch erfolgreich im Job sein, um Geld zu verdienen um der Frauenquote gerecht werden. Selbstbewusst und attraktiv – aber nicht zu reizend, da die Gefahr des sexuellen Übergriffs zu hoch wäre. Sie muss also Kinder haben, Karriere machen aber nicht zu viel, da sie sonst den Haushalt, die Kinder und den Mann vernachlässigt – Hashtag Rabenmutter. Am besten einen Teilzeitjob haben, aber dann bleibt der Karriereschub aus…

Ihr merkt, das Spiel lässt sich immer weiter so fortführen.

Wer merkt, dass eine Mutter gemobbt wird, egal ob im privaten oder öffentlichen Umfeld, sollte Zivilcourage zeigen, indem man einschreitet und klar Stellung bezieht. Oder bietet eure Hilfe an. Jede Mutti kennt es sicher, wenn das Kind im Einkaufswagen an der Kasse schreit, ihr euch parallel aber auch um den Einkauf kümmern müsst. Wer eine derartige Situation beobachtet, könnte beispielsweise seine Unterstützung anbieten und der anderen Mutter beim Einsortieren der Lebensmittel vom Band in den Wagen helfen. Manchmal reicht es aber auch schon, wenn ihr der anderen Mutti mit einem verständnisvollen Lächeln signalisiert: Alles gut, keine Hektik! P.S.: Klappt auch unter der Schutzmaske!

Ein wichtiger Punkt bei Pommer ist außerdem die Selbstreflexion. Jede Familie ist anders und geht dementsprechend auch auf ihre ganz eigene Art und Weise mit der Erziehung der Kinder um. Es ist nicht eure Baustelle, der anderen Mutti zu sagen, wie sie ihr Kind zu erziehen hat. Fernsehsendungen, wie etwa „Mein Kind, dein Kind“ vermitteln deshalb dahingehend ein ganz falsches Bild. #Mom Wars ist da nämlich schon vorprogrammiert. Eingreifen solltet ihr also nur, wenn ihr merkt, das Kind ist eindeutig in seiner Sicherheit gefährdet.

Titelbild von motortion | stock.adobe.com