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Mythencheck: Ernährung in der Schwangerschaft

Hurra, wir bekommen ein Baby. Die Nachricht über den Familienzuwachs lässt erst einmal alles um einen herum vergessen. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wenn die künftige Oma die ersten Äußerungen macht. Etwa, „Na da musst du jetzt aber aufpassen, was du isst“, „Jetzt hast du zwei Mägen zu füllen“. Schnell tauchen die Fragezeichen auf. „Was und vor allem wie viel darf ich jetzt eigentlich essen?“ Die Mythen rund um das Thema Ernährung in der Schwangerschaft überschlagen sich. FAMILIEN H(erz) klärt auf:

Lakritze ist doch nur bisschen Süßkram

Ironie des Schicksals: Gerade die Schwangerschaft gilt als eine Zeit, in der sich viele Gelüste einstellen. Beinahe 85 Prozent aller Schwangeren kennen das Gefühl des plötzlichen Heißhungers. Viele von ihnen verspüren eine enorme Lust auf Süßigkeiten, die auf einen möglichen Vitamin-B-Mangel hindeuten könnte. Doch Lakritze sollten sie meiden. Der Grund: Bereits seit einiger Zeit ist bekannt, dass das in dem Wurzelextrakt enthaltene Glycyrrhizin die Wirkung des Stresshormons Cortisol erhöht. Das Team um Dr. Katri Räikkönen von der Universität Helsinki hat herausgefunden, dass Glycyrrhizin langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben kann.
Die Autoren der Studie, die im American Journal of Epidemiology veröffentlicht wurde, haben zu diesem Zweck 378 Kinder untersucht, deren Mütter während der Schwangerschaft große Mengen (mehr als 500 mg Glycyrrhizin pro Woche) und wenig (weniger als 249 mg Glycyrrhizin pro Woche) bis gar keine Lakritze zu sich nahmen. Dabei sind 500 mg Glycyrrhizin in etwa 22,6 g Lakritze enthalten.

Quick-Tipp: Generell heißt es Abstand nehmen von zu viel Süßstoffen und Snackprodukten.

Schwangere essen für zwei

Nein. Bis etwa zum vierten Monat reicht mengenmäßig die Essenszufuhr wie vorher. Danach kann es zwar durchaus etwas mehr sein, aber dass Schwangere vollwertig für Zwei essen, stimmt nicht. Fakt ist allerdings, sie benötigen durchschnittlich ca. 250 kcal mehr für ihr ungeborenes Kind. Fakt ist aber auch, Schwangere sollten darauf achten, was sie essen bzw. auf eine gesunde und vollwertige Ernährung durch nährstoffdichte Lebensmittel setzen.

Diät in der Schwangerschaft

Bloß nicht. Es gibt Personengruppen, denen vom Fasten abgeraten wird: Schwangeren und stillenden Frauen sowie Personen mit Anorexie sowie Leber- oder Niereninsuffizienz.

Jede Schwangere fängt plötzlich an, seltsame Gelüste zu entwickeln

Natürlich kann sich der Geruchs- und Geschmackssinn während einer Schwangerschaft ändern. Schuld sind die Hormone. Das ist aber sehr individuell und unterschiedlich ausgeprägt. Die einen bekommen plötzlich Lust auf Sachen, die sie vorher nie gegessen hätten. Andere können manches so gar nicht mehr riechen, was vorher aber zum absoluten Favorit zählte. Der Mythos stimmt daher nicht ganz. Aber prompt sind wir auch schon beim nächsten Mythos:

Gelüste nach Süßem – Hurra, es ist ein Mädchen – Heißhunger auf Saures – ein Junge

Das wäre sicher schön, aber wir müssen euch da leider enttäuschen. Natürlich hängt es nicht vom Geschlecht ab, wonach die werdende Mutter gerade gelüstet. Grund hierfür bleiben die Hormone, Mädels.

Fisch ist Fisch

Das stimmt nicht. Vor allem auf rohen Fisch solltest du verzichten. Der nächste Besuch beim Sushi-Restaurant sollte also erstmal warten. Meiden solltest du auch Tiefsee- und Raubfische, wie Heilbutt, Schwertfisch, Aal, Hecht, Haifisch, Barsch und ggf. Thunfisch, da hier manchmal auch Quecksilber enthalten sein kann.

Quick-Tipp: Rohes Fleisch, rohe Eier und Koffeinhaltiges können zu ernsthaften Schäden führen.

Mal ein Gläschen Wein ist doch erlaubt.

Nein. In der Schwangerschaft sollte komplett auf Alkohol verzichtet werden. Gleiches gilt auch für Nikotin!

Eine ausreichende Zufuhr von Vitamin- und Mineralstoffen in Form von Tabletten ist wichtig.

Es stimmt, dass werdende Mamas in der Schwangerschaft einen höheren Bedarf an Vitamin B12, Folsäure, Calcium und Eisen haben. Aber mit der richtigen Ernährung klappt es auch, diesem gerecht zu werden. Die Einnahme von Ergänzungspräparaten sollte immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Hier steckt alles Wichtige drin:

Calcium: Milcherzeugnisse, Chiasamen, Hülsenfrüchte, Mandeln, Tofu, Spinat, Feigen, Sardinen

Folsäure: Nüsse, rote Beete, Hülsenfrüchte sowie dunkelgrünes Gemüse, wie Grünkohl, Mangold oder Brokkoli.

Vitamin A: Aprikosen, Karotten, Spinat, Kürbis

Vitamin B6: Fleisch, Fisch, Avocado, Vollkornprodukte, Kartoffeln

Vitamin B12: Fisch, Milcherzeugnisse, Eier, Rindfleisch

Vitamin C: Beeren, Zitrusfrüchte, Paprika, Brokkoli

Vitamin D: Eigelb, Pilze, Fisch

Magnesium: Nüsse, Weizenkleie, Vollkornprodukte

Omega-3-Fettsäuren: Raps-, Walnuss-, Oliven- oder Leinöl, Chiasamen, Lachs, Hering,  Mikroalgen

Zink: Fleisch, Linsen, Nüsse, Linsen, Milch- und Milcherzeugnisse, Eier

Iod: Meeresfische, Milch- und Milcherzeugnisse, jodiertes Speisesalz

Honig ist für Babys tabu, also auch für die Mama

Ersteres stimmt. Aber Mamas müssen in der Schwangerschaft nicht komplett darauf verzichten. Laut Studien werden die  Bakterien durch die Magensäure eines Erwachsenen getötet. Aber Vorsicht: Honig nur in kleinen Mengen essen, 1-3 EL pro Tag sind okay.

jh/medicalpress

Titelbild von lordn | Adobe Stock